Hallo ihr Lieben,
das soll jetzt kein Jammerpost werden, aber ich muss das ganze jetzt einmal in Worte fassen.
Vor kurzem ist der Artikel "2020 - das etwas andere Jahr" fertig und online gestellt, da geht es auch schon weiter.
Oder knüpft es direkt da an?
Keine Ahnung, fangen wir von vorne an.
Oder hinten?
Ok, hinten.
Mein aktueller hba1c liegt bei 9,0%.
Einige andere Blutwerte waren auch rot gekennzeichnet. Aber wie sagte Britta so schön: "Miniminiminimal erhöht, Zucker, da müssen wir ran!"
Das es nicht der beste Langzeitwert sein würde, war mir klar, aber mit einer 9 habe ich echt nicht gerechnet.
Das war erst einmal ein Schlag ins Gesicht.
Puh!
Termin bei Britta stand - weil ich sowas schon ahnte - bereits im Kalender.
In der Woche vom Ergebnis bis zum Termin grübelte ich, woher der Wert kommt.
Essen, ja ok war Weihnachten mit drin, der ein oder andere Ausrutscher bezüglich der Berechnung der Kohlenhydrate, aber...
... auch die "Ich habe keine Lust mehr auf die ganze...." Zeit.
Der Diabetes war mir im Moment einfach im Weg, sollte weg, war mir zu viel.
Aber woher kommt diese Einstellung. War ich noch bis vor kurzem so motiviert, hatte Lust und Energie mich zu kümmern, gab selbst anderen Tipps und Ideen weiter - bezüglich des Diabetes, doch dann war irgendwie die Luft raus.
Wieso?
Was machte die Werte soooo schlecht?
Viele sind der Meinung, dass lediglich Kohlenhydrate den Blutzucker ansteigen lassen. Doch soweit nur die Theorie.
Da gehört noch viel mehr dazu und dem ganzen gehen wir jetzt mal auf den Grund.
Das auf den Grund gehen stand an. Termin bei Britta, das Wetter wie meine Laune - grau, matschig, kalt.
Die Reste vom Schnee verschwanden nach und nach.
Stephan hat mich zur Praxis gefahren - raus konnte ich mit meinem Auto noch nicht - da lag noch ein großer Berg Schnee - so groß wie der Berg, den ich gerade anfing zu besteigen.
Angekommen in der Praxis - Leute, war ich rappelig. So kannte ich mich gar nicht.
Aber immer wieder hatte ich diese "9" im Kopf.
Ok, ich saß im Wartezimmer - nervös. Sollte ich einfach aufstehen und gehen?
Doch dann kam Britta in die Praxis, rief mir ein freundliches Guten Morgen zu und bat noch um einen kleinen Moment Geduld.
Ok, jetzt musste ich da durch.
Britta rief mich und ich merkte, wie mir schwummerig wurde. Ich spürte mein Herz so richtig dolle klopfen, war tierisch nervös.
"Na, Steffie, wie geht es dir?"
Puh, das wollte sie wissen!?
Da konnte ich nichts verschönern, gut ging es nicht, oder sagen wir es einfach: "Mies!"
Oben angekommen fragte sie was los sei!
Nur der Blutzucker, nur der hba1c, oder noch mehr?
"Noch mehr!"
Mit dem hba1c hatten wir das NOCH MEHR aber schwarz auf weiß.
Britta fuhr ihren Computer hoch, loggte sich ein und ich hatte meine Werte groß, ganz groß auf dem Patientenbildschirm. Das wollte ich gar nicht.
Dann war schnell klar, ich brauche mal eine Auszeit, eine Auszeit für mich - nur für mich um alles wieder in den Griff zu bekommen - zwei Wochen AU. Volle Konzentration auf den Blutzucker und mich.
"Steffie, dass bekommst du hin und ich unterstütze dich dabei!", munterte sie mich auf.
Ok, schaffen wir - so meine Hoffnung.
Bei der Analyse der Werte und Situationen schlug Britta mir vor, das Lyumjev doch noch einmal zu versuchen.
Ich war skeptisch, sagte aber zu.
Wir vereinbarten einen Termin für die kommende Woche - per Video.
An dem Termin wollten wir die Werte besprechen und schauen, wie es mit dem Lyumjev läuft.
Aber auch per WhatsApp hielten wir vor allem jetzt immer Kontakt.
Aus der Praxis raus, meldete ich mich bei meinem Arbeitgeber krank und fuhr nach Hause.
BACK TO THE ROOTS - um alles zu dokumentieren fing ich mit einem "old school" Tagebuch an und schrieb jeden Wert auf.
Alles wurde dokumentiert und festgehalten.
Am Abend gab es ne Videokonferenz mit Sascha. Wir quatschen über meine Werte, warum diese so waren und über mein neues Motto RESET AND GO FOR IT (frei übersetzt: Stell alles auf null und pack es an!)
Der Austausch mit anderen Typ 1ern ist halt super wichtig - da versteht man sich.
DANKE an dieser Stelle!
"Hey, der hba1c ist nicht das nonplusultra, das war jetzt ein Quartal!"
Wir quatschen über FPE, übers Grillen (Ja, quasi unser beider Hobby! 😂), Saschas neues Format "live" und immer wieder drüber, dass wir als Typ 1er doch großartiges leisten und unseren Körper ziemlich gut kennen.
Ein Typ F kann auch eine große Hilfe sein, aber anders. Für einen Typ F ist die 350 mg/dl oder auch 60 mg/dl eine Zahl für einen Diabetiker ein Gefühl.
(So fühlte ich mich am letzten Schnee-Wochenende auch nicht wirklich verstanden, als wir eine Wanderung gemacht haben und ich die ganze Zeit irgendwo bei 75 mg/dl herumdümpelte. Und das Bergauf und Bergab!)
Um das ganze nun wirklich wieder anzupacken, brauchte ich wohl diesen Schlag von 9,0 %!
So fing ich an es drüber nachzudenken. Was tut mir und meinem Diabetes jetzt gut. Erstmal "NICHTSTUN", meinte Britta. Puh, für mich schon ganz schön schwierig. Aber NICHTSTUN heißt ja nicht, auf der Couch rum liegen. NICHTSTUN heißt jetzt für mich, dass ich mich um mich kümmere. So habe ich (Gott sei dank ist der Schnee weg!) angefangen die Terrasse zu säubern, die ersten Pflanzen aus dem Winterquartier zu holen und war viel draußen zu Fuß unterwegs, habe meine Lieben hier zu Hause mit leckerem frisch gekochtem Essen verwöhnt und mich intensiv um meine Werte gekümmert.
Das will auch heißen, dass das Essen mal wieder abgewogen wird, ganz genau "auseinanderklamüsert" wird bezüglich der Kohlenhydrate und FPE und dementsprechend gepumpt.
Und dann kam auch schon der Tag der Tage. 17. Februar 2021. Der Pod meldete, das er in drei Stunden ablaufen würde. OHHHHHHH....
Da lag es dann, das Lyumjev. Ehrlich gesagt, ein wenig nervös war ich ja noch immer.
Also, alten Pod deaktiviert, Insulin aufgezogen und den neuen Pod damit gefüllt, geklebt und aktiviert.
Zum Abend gab es Graupensuppe mit Hackfleichschklößchen - Kohlenhydrate und FPE. Insgesamt 35 Gramm Kohlenhydrate und 2 FPE. Sehr gut, also nicht alles auf einmal, da kann es nicht so arg brennen.
Sowohl die Suppe hat echt gut funktioniert und auch die Nacht war soweit ok. Aufgestanden bin ich mit einem Wert von 133mg/dl - siehe da, ich kann es doch noch.
So lief das Lyumjev erstmal in der Pumpe, gefrühstückt hatte ich nicht, irgendwie hatte ich immer noch im Hinterkopf, dass es so höllisch brannte. Kaffee reichte also erstmal aus. Dann ging es in aller Ruhe auf den Markt und in den Gemüseladen hier bei uns im Stadtteil - ich sollte mich ja um mich kümmern und tun, was für mich gut ist. Also, Jacke an Schal an und gemütlich über den Markt bummeln.
Das ging auch trotz Corona hier bei uns im Stadtteil sehr gut. FFP2 Maske auf und los. Die meisten Leute halten echt Abstand und warten geduldig, bis sie an der Reihe sind. Denn beispielsweise beim Fischstand war es schon ziemlich voll. Die Leute die nicht warten können, ignoriert man einfach und denkt sich seinen Teil.
Zu Hause angekommen, haben sich die Kids über den frischen Fisch vom Markt gefreut und diesen direkt zu Mittag gegessen.
Für mich gab es auch eine Kleinigkeit - hab mir eine Gemüsesuppe mit Nudeln und Eierstich gekocht.
Richtig lecker warm, nachdem ich draußen war - natürlich alle Zutaten abgewogen und berechnet.
Am Abend des 18. dann der Härtetest - Lasagne.
Oh was soll ich euch sagen, läuft. Die Verzögerung habe ich nach zwei Stunden abgebrochen. Nicht weil es gebrannt hat, sondern weil ich nicht wirklich mit dem Blutzucker angestiegen bin.
Am Morgen nach der Lasagne bin ich mit 127 mg/dl aufgewacht.
Zufrieden.
Und nachdem ich mit so einem Wert aufgewacht bin, hatte ich Tatendrang. Um 8.30 war ich im Gartenmarkt und habe Blumen gekauft. Das Wetter war viel versprechend. Ich habe den Tisch aufgebaut, Blumen gepflanzt und draußen in der Sonne Kaffee getrunken. Gefrühstückt habe ich wieder nicht - keine Ahnung, habe irgendwie keinen Hunger morgens. Oder ist es die Angst vor einem Bolus?
Das kann ich gar nicht sagen.
Auf jeden Fall ist der Garten Frühlingsfein.
Und immer wenn ich Rücksprache mit meiner Diabetesberaterin halte, ist sie ein wenig stolz auf mich. Nicht nur wegen der Werte, nein, dass ich mich wirklich um mich kümmere - der Anfang ist gemacht, jetzt muss ich dran arbeiten, dass es so bleibt und ich es auf alle Bereiche umsetze.
Auch der nächste Tag startete mit Sonnenschein und guten Werten -ok an die 100 mg/dl komme ich noch nicht ran, aber wir wollten das Basal erstmal bis zur Videokonferenz laufen lassen.
Das Frühstück - am Wochenende zusammen - wieder ordentlich abgewogen und direkt zum Essen gepumpt kein PumpEssAbstand einhalten.
Irgendwie stieg der BZ aber nicht - beobachten und ggf. an den Faktoren schrauben.
Den Rest des Tages verbrachte ich im Garten, bisschen Gemüse säen, Kaffee trinken,...
Kopf aus klappt immer besser.
Und dann war er gekommen, der Podwechsel. Ich musste unbedingt vor dem Abendessen wechseln, da es die ein oder andere FPE zu berechnen gab.
Gesagt getan. Die Podstelle war am Einstich leicht gerötet und tat bei Berührung weh, was auch noch am nächsten Tag zu spüren und sehen war.
Ok, ist jetzt nicht so schlimm, bin ich aber nicht gewohnt, dass eine Podstelle schmerzt.
Wie erwähnt, sollte es Abendessen geben, Stephan hat gekocht, da konnte das Lyumjev mal zeigen, was es kann.
Hab alles wieder abgewogen und mir schmecken lassen.
So liefen dann die nächsten Tage weiter, ein kleines auf und ab.
Nüchternwerte wollte ich noch bessere, aber da konnte ich warten. Was aber getan werden musste, war der Frühstücksboli. Da habe ich kurz mit Britta Rücksprache gehalten, ihr meine Aufzeichnungen und meine Änderungsvorschläge geschickt - ok, Boli am Morgen wurde von 1IE : 5 Gramm Kohlenhydrate auf 1IE : 7 Gramm Kohlenhydrate geändert.
Sonst haben wir erstmal nichts geändert und so weiter laufen lassen.
Gut gehen lassen und dokumentieren und analysieren.
Obwohl das mit dem GUT GEHEN lassen innerhalb der Woche sich doch als sehr schwierig bewies. So kreisten meine Gedanken immer wieder auf der Arbeit rum, was sie ja nicht sollten. Aber zumindest schlug das nicht auf die Werte über.
KOPF AUS!!!
Aber ich muss sagen, dass mich gerade jetzt Werte 220 mg/dl plus noch mehr verrückt machen. Oder mach ich mich nur verrückt?
"Steffie", sag ich mir "mach dich nicht verrückt, solche Werte sind kein Weltuntergang!".
Shit happens.
Der nächste Morgen war aber wieder soweit ok.
Ich habe mit Britta getextet, dass ich beim Lyumjev bleiben möchte.
Sie fragte, ob sie mir erst mal eine Flasche aufschreiben soll.
NE, ICH ZIEH DAS DURCH.
Die Flüssigkeit namens Lyumjev ist Gold wert.
Der schnelle Wirkeintritt ist schon der Wahnsinn. Das vor allem auch im Hinblick auf einen unregelmäßigen Tagesablauf - spontan mit den Kids auf der Arbeit frühstücken gehen:
"Steffie, gehen wir zusammen frühstücken?"
"Ja, können wir machen. Wann denn?"
"JETZT!"
"OK, geht klar."
Auch unterwegs was Essen, noch spontaner aufs Fahrrad, spontaner auf verschiedenste Situationen reagieren, ... alles noch spontaner möglich.
Jetzt musste ich also nur noch das Rezept abholen und die AU.
Denn Arbeit und Einstellung - das war im Moment noch zu viel.
Also meldete ich mich auf der Arbeit weiter krank und kümmerte mich intensiv um Basalrate, Faktoren und die ersten Sporteinheiten mit Lyumjev.
Was mittags zu viel war, fehlte quasi abends, also geschaut, wie die Faktoren sind, und was ich zu den Mahlzeiten gegessen habe und wieder wurde umgestellt.
Das hieß dann auch immer wieder, Geräte an den Laptop anschließen und auslesen, so dass auch in Diasend alle neuen Daten sind und ich mit Britta bei den nächsten Terminen eine Besprechungsgrundlage habe.
Und dann wieder einmal Besprechung mit Britta, per Video. Ich habe ihr schon vorher meine Änderungsideen geschickt. Ich wollte die BR zwischen 3 Uhr und 6 Uhr hochschieben. Fand sie gut. Sollte ich aber beobachten und mich nach zwei Tagen wieder melden, da sie gff schon ab 0 Uhr erhöht hätte.
Bin gespannt wie es läuft.
Ansonsten ist es hier relativ ruhig geworden. Ich schalte ab und bekomme meine Werte immer besser in den Griff.
Wie sagte Britta dann aber so schön: "Dann müssen wir das ganze bald auch mit Arbeit wieder hinbekommen! Und bitte Steffie, lass es dann nicht wieder soweit kommen!"
Es ist so toll dort in Behandlung zu sein. Wenn alles läuft darf man viel selbständig managen, aber wenn man Hilfe und Unterstützung braucht, ist jemand da.
Dann kamen die ersten "Sporteinheiten" mit Lyumjev. Es ging mit dem Rad raus in die Natur.
Yes, das klappt. Basalrate etwas reduziert und ab aufs Rad - hab es ohne Hypo Helfer geschafft.
Yes.
So kann man zufrieden sein.
Töchterchen war auch happy - ein Nachmittag nur mit Mama - - - und mit dem neuen Fahrrad.
Mit dem Rad war ich die nächste Zeit öfter unterwegs - läuft.
Jetzt hieß es nur noch, das ganze auch weiter einigermaßen stabil zu halten.
Nicht wieder soweit kommen lassen, dass alles aus dem Ruder läuft, aber auch nicht vom Diabetes das Leben bestimmen lassen.
Da bin ich gerade dabei, diese Balance zu finden.
.
In diesem Sinne: Das RESET hat funktioniert! Hat zwar jetzt nen ganzen Monat in Anspruch genommen, aber es funktioniert.
Als kleiner Tipp nach diesem Monat/Quartal (Ich weiß jetzt, es ist leichter gesagt als erst einmal getan!):
Leute, lasst euch von dieser Zahl, die sich hba1c nennt nicht verrückt machen, wir sind alles nur Menschen und keine Maschinen. Es läuft mal mies und dann packt man es wieder an und kommt da raus. Ganz wichtig war hierbei meine Diabetespraxis, welche mich auch in dieser Zeit aktiv unterstützt hat. Holt euch Hilfe, wenn ihr aus dem DiabetesTief nicht alleine raus kommt!
Kurzes, wirklich kurzes Fazit zum Lyumjev:
Hey Leute, dieses Brennen ist immer noch ziemlich unangenehm. Ich habe aber nicht mehr das Gefühl, wie im Oktober, dass ich mir den Pod vom Arm,... reißen muss.
Definitiv, ich bleibe dabei, die Wirkkurve ist ja Gold wert. So schnell, das ist schon fein.
Da sitzt man am Frühstückstisch, wiegt sich seine Brötchen ab, pumpt und beginnt gemütlich mit dem Frühstück. Da war doch sonst immer dieser Spritz Ess Abstand - ne das läuft auch ohne!!!
Und ich kann auch sagen, ich habe die letzten Wochen viele Lebensmittel ausprobiert - viele.
Wenn ich jetzt so im Nachhinein überlege - es gab keinen Reis, sonst gefühlt alles andere.
Das ganze Management funktioniert so noch viel spontaner.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein schönes Frühjahr und gebt auf euch acht
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