Vorherige Artikel zum Thema:
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Aber nun, nun ist Corona (Akutphase) und die Reha vorbei.
Ich durfte drei Wochen nach Ahlbeck in die Rehaklinik.
Dort hatte ich die Möglichkeit am Long Covid Programm teilzunehmen.
Diese Klinik hatte sich bis 2020 auf Onkologie, Orthopädie und Pneumologie spezialisiert.
Mittlerweile gibt es keine Onkologie mehr in dieser Klinik.
Auch der Bereich der Orthopädie ist relativ überschaubar.
Dafür ist die Pneumologie und auch die Long Covid Abteilung stark besetzt.
Im Bereich Pneumologie war diese Klinik schon lange bekannt und bildete sich bezüglich Covid, Long Covid stetig weiter, die Warteliste dort ist lang.
Wäre mein Rehantrag kein Eilantrag gewesen, wäre ich bis jetzt noch nicht dort gewesen.
Aber da die Krankenkasse, mein Arzt und auch die Rentenversicherung diesen als "eilig" einstuften konnte ich schon im Juli 2022 fahren.
Jetzt aber zum eigentlichen Thema:
Wie war es in der Reha?
Was, bzw. wie viel hat diese gebracht?
Wie es war, könnt ihr im Rehatagebuch nachlesen - Link weiter oben.
Was hat sie mir gebracht?
Als ich zur Reha gefahren bin, war ich gerade mal mit dem Hamburger Modell fertig. Dies dauerte bei mir 4 Wochen. Gerade wieder versucht in den Job zu kommen - nach fast vier Monaten zu Hause.
Der Einstieg zurück in den Job tat mir gut, hat mich aber auch sehr herausgefordert. Hier sollte mir auch die Reha helfen.
Ich bin also zur Reha hin. Während der Eingangsuntersuchung wurde alles besprochen, was ich aktuell konnte und wo meine Probleme lagen.
Dr. Sons kannte meinen Selbstauskunftsbogen und den Reha Antrag gefühlt auswendig.
So legten wir gemeinsam die Ziele fest:
- allgemeine Leistungssteigerung
- Verbesserung der Lungenfunktion
- Steigerung der Belastbarkeit
- Mobilität im Bereich des unteren Rücken (durch wenige Bewegung im letzten halben Jahr deutlich gelitten)
- psychische Krankheitsbewältigung
- allgemeine Verbesserung des Wohlbefinden
- Verbesserung Fatigue Syndrom
- Verbesserung der Koordination, Konzentration
Anhand dieser Zielsetzung wurde mein Therapieplan erarbeitet, welchen ich immer wieder mit kleinen Änderungen in meinem Postfach hatte.
Ich hatte folgende Therapien auf meinem Plan:
Atemschule
Atemgymnastik
Therabandgymnastik chron. Atemwegserkrankungen
Koordinatives Training
Nordic Walking
Wassergymnastik Pneumo
psychologische Einzelgespräche
Gesprächskreis Long Covid
Lungenfunktionstest
EKG
Blutgasanalyse
Inhalation
MTT
Ergometer mit Monitoring
Fango
Hydromassage
eigenständige Klima- und Terraintherapie
Ja und dann legte ich los, machte alle Therapien mit.
Atemschule:
Hier ging es um die Theorie das richtige Atmen nach Covid wieder zu erlernen.
Wir saßen gemeinsam im Schulungsraum und hörten aufmerksam zu, konnten selbst Erfahrungen dazu beitragen und Fragen stellen.
Die Atemschule fand insgesamt zwei mal statt.
Atemgymnastik:
Die Atemgymnastik fand immer am Strand statt (Die Aerosole der See und der Wind, welcher den Geruch der Kiefern an den Strand trieb, halfen hier zusätzlich.).
Hier wurden verschiedene Übungen zur Erweiterung des Brustkorbes gemacht. Dabei wurde immer auf die in der Schulung erlernte Atemtechnik geachtet.
Diese Therapie machte nicht nur Spaß, man merkte danach auch immer ein befreiendes Gefühl in den Bronchien und in der Lunge.
Die Atemgymnastik fand drei- bis viermal die Woche statt.
Therabandgymnastik bei chronische Atemwegserkrankungen:
Diese Therapie brachte ähnlichen Erfolg wie die Atemgymnastik und war dieser auch sehr ähnlich. Nur hier nutzte man nicht nur den eigenen Körper, sondern zusätzlich das Theraband, welches es in drei unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen gab.
Auch hier spürte ich am Ende immer eine deutliche Erleichterung.
Die Therabandgymnastik fand viermal die Woche statt.
koordinatives Training:
Hier ging es zur Sache.
Nicht nur körperlich anstrengend zeigte sich dieses Training. Auch die Konzentration wurde hier deutlich auf die Probe gestellt.
So haben wir beispielsweise Übungen mit dem Petzieball gemacht. Es fing immer erst leicht an und steigert sich dann.
- rollen
- dribbeln mit rechts
- dribbeln mit links
- um mich herum dribbeln
- gegenseitig zurollen
- gegenseit zwei Bälle zurollen / den anderen werfen
...
Dies machte richtig dolle Spaß, forderte aber sehr heraus.
Das koordinative Trainung fand dreimal die Woche satt.
Nordic Walking:
Hier ging es direkt los, nach eine kurzen Einweisung ging es an den Strand und ab Richtung Polen.
Da das Wetter schon recht warm war, machte mir das Nordic Walking sehr zu schaffen.
Dies fand zweimal die Woch statt.
Wassergymnastik Pneumo:
Und dann durfte ich ins Schwimmbad. Das war so schön und tat zusätzlich noch gut.
Wir machten hier verschiedenste Übungen und Spiele im Wasser. Dies tat sehr gut, da man immer feuchte kühle Luft einattmete, was mir persönlich sehr gut tat.
Zur Wassergymnastik durfte ich dreimal die Woche.
psychologische Einzelgespräche:
Auch in diesem Bereich bekam ich Unterstützung und nahm diese an.
Denn wenn man sonst ganz schön aktiv war und das auf einmal nicht mehr so kann, also von jetzt auf gleich quasi aus dem Alltag gerissen wird. Auch das ging nicht spurlos an mir vorbei.
Dies alles konnte hier in einer ruhigen Athmosphäre besprochen werden.
ich hatte insgesamt zwei Termine.
Gesprächskreis LONG COVID:
Hier saß man in einer kleinen Gruppe zusammen mit anderen, denen es ähnlich ging und hatte Raum und Zeit sich auszutauschen.
Eine Gruppe, welche mir sehr gut tat.
Diese Gruppe fand leider nur einmal statt.
Lungenfunktion, EKG, Blutgasanalyse:
Dies waren rein Diagnostische Termine, welche dazu nötig waren mich in die verschiedenen Gruppen einzuteilen.
So gab es beim Nordic Walking, bei der Wassergymnastik, Atemgymnastik,... jeweils drei verschiedene Stufen.
Bei Nordic Walking, und Wassergymnastik war ich in der Anfängergruppe und beim Theraband und bei der Atemgymnastik jeweils in der mittleren Gruppe.
Beim koordinativen Training fing ich in der Einsteigergruppe an, wechselte aber in die nächst höhere Gruppe.
Inhalation:
Was soll ich euch sagen? Dies war die langweiligste Therapie, welche es gab.
Aber, diese zeigte eine schnelle Wirkung. So war ich kaum aus der Abteilung heraus und konnte mit dem produktivem Abhusten beginnen.
Ja, und dies fand wirklich sechs Tage die Woche statt.
MTT - medizinische Trainingstherapie:
Ka auch in die Muckibude ging es für mich. Dort wurde damit begonnen, Muskeln wieder aufzubauen und wieder zu stärken.
Hier wurden die Geräte an meine Probleme mit dem Rücken angepasst.
Und nicht nur darauf wurde hier geachtet.
Die Trainer schaueten nicht nur auf die richtige Haltung, Gewichte und Einstellungen an den Gräten. Auch hier wurde wieder auf die richtige Atmung geachtet.
Hier war ich einmal die Woche für 1 Stunde, vorher eigenstädniges Aufwärmen auf dem Ergometer.
Ergometer mit Monitoring:
Ok, auch nicht gerade die spaßigste Therapie, aber hier waren wir auf dem Ergometer und wurden "angeschlossen".
Dies brachte den Therapeutem viele Werte.
Welche Wattzahl wurde getreten, wie war die Sauerstoffsättigung, was sagte der Blutdruck und wie zeigte sich die Entwicklung dieser Werte über die drei Wochen.
Hier ging ich dreimal die Woche hin.
Fango und Hydromassage:
Dem Körper wurde nicht nur mit sportlichen Aktivitäten was gutes getan. Auch etwas Entspannung für Körper und Geist musste sein.
Dies fand zweimal die Woche statt.
Eigenständige Klima- und Terraintherapie:
Und was könnte auf Usedom noch helfen?
Ja, der Strand, das Meer und der Kiefernwald.
Immer wieder saß ich am Strand, ich gönnte mir den Luxus und mietete mir für drei Woche einen Strandkorb.
Die Spaziergänge am Abend halfen auch deutlich bei der Genesung.
Man traf ich immer wieder mit einigen Leuten, um gemeinsam zu quatschen, spazieren zu gehe, im Meer zu schwimmen, Ausflüge zu machen und einfach die Zeit zu genießen.
Die meisten Therapien taten mir sehr gut.
Das Nordic Walking musste ich nach Absprache mit dem Arzt aber pausieren. Da dies mir bei dem sommerlichen Wetter nicht wirklich gut tat. Aber auch das war vollkommen in Ordnung.
Da war ich nämlich schon einen Schritt weiter gekommen.
NEIN sagen. Die Grenzen des Körpers kennen lernen und akzeptieren.
Ich bin nach den drei Wochen REHA noch nicht dort angekommen, wo ich vor Corona war, aber auf dem Weg in die richtige Richtung.
Ich bin deutlich belastbarer, aktiver und nicht mehr so ausgelaugt und müde.
Ich nehme mir immer noch meine Pausen und Zeiten für mich, komme aber deutlich besser damit zurecht, noch nicht ganz so fit zu sein.
In der Reaha wurden wir gebeten, zwei Dinge mit nach Hause zu nehmen, zwei Aktivitäten, welche wir bei behalten wollen.
Ich habe mir ein Theraband bestellt - dies tut mir gut und macht Spaß - also perfekt, dass man es auch länger durchhält.
Als weitere Aktivität habe ich mir das Ergometer, also zu Hause das Radfahren vorgenommen - nur das Auto zur Arbeit zu nehmen wenn es regnet.
Was die Klinik angeht:
Wer so richtig dolle Fatigue hat und vor der Reha nicht wirklich aus dem Bett kam, der sollte sich eine andere Klinik suchen.
Wer Fatigue in eienr leichteren Form hat und nach Corona wieder da hin will wo er vorher war - so wie ich - der ist hier in dieser Klinik genau richtig.
Ich fühlte mich in Ahlbeck so wohl.
Egal wer, ob Ärzte, Schwestern, Servicepersonal an der Rezeption, in der Küche im Speiseaal, die Therapeuten oder auch die Zimmerfeen, alle machen dort so einen guten Job.
Hier kann man wieder fit werden, hier kann man sich wohl fühlen.
Hierher komme ich gerne wieder wenn es wieder nötig ist.
Alles in allem hat mir persönlich die Reha sooooooo gut getan.
Wichtig nochmal für alle, die überlegen, zur Reha zu fahren und neidisch auf mich waren.
JA, auf der einen Seite dürfen alle neidisch auf mich sein, dass ich im Juli auf Usedom war.
Ja, ich habe viel therapiefreie Zeit am Strand verbracht, da sind auch super Bilder entstanden und lassen an Urlaub denken.
Aber NEIN, es ist kein Urlaub. Eine Reha ist kein Urlaub. Eine Reha ist harte Arbeit nach Krankheit. ich hatte dort eine 6Tage Woche.
Nur der Sonntag war Therapiefrei.
Ansonsten hatte ich Termine zwischen 7.00 Uhr und 16.00 Uhr - wie bei einem Vollzeitjob.
Ok, ich musste nicht putzen und kochen, hier haben die Damen und Herren aus dem Service sich sehr gut um mich gekümmert.
Hier also ein herzliches Dankeschön an alle, die mir diese Reha möglich gemacht haben.
Für alle, die wegen dem Diabetes auf meiner Seite sind.
Um diesen habe ich mich komplett selbst gekümmert - wieso auch nicht. Es war ja keine Diabetesreha.
Aber...
auf meiner Therapiekarte, welche ich zu jedem Termin mitnehmen und vorzeigen musste, war diese eingetragen.
So wussten alle Therapeuten bescheid und konnten dementsprechend handeln.
Im Falle von Schwankungen, Hypos, ... wurde dies auch in meiner Akte auch vermerkt.
So musste ich mich einmal wegen einer Hypo vor einem Termin von diesem abmelden und alle wusste bescheid.
Einmal hatte ich eine Hypo während der MTT. Hier wusste der Trainer dann sofort bescheid und stand mit bei Bedarf zur Seite.
Er zeigte sich sehr hilfsbereit und hat mich dann sofort vom Training ausgetragen. Als die Werte wieder besser waren, meldete ich mcih bei ihm ab und ging auf mein Zimmer.
Kurz nach dem ich oben angekommen war, klopfte es an meiner Tür und zwei Schwestern standen mir Traubenzucker und Blutzuckermessgerät bei mir im Zimmer:
"Der Buschfunk funktioniert!", grinste mich eine der beiden an.
Es wurde der BZ nochmal gemessen und ich nahm noch ein paar Kohlenhydrate zu mir.
Später ale es mir dann besser ging, meldete ich mich im Schwesternzimmer, dass wieder alles ok sei, und ich nun wieder alles selbst im Griff habe, was für die Schwestern dann auch ok war.
Also auch hier ähnlich wie in meiner Praxis - man bekommt Unterstützung wenn man diese braucht, darf aber auch selbst Verantwortung zeigen.
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