Wo fang ich an?
20.04.2024? Ne, eigentlich nicht.
Ok, fang ich im Oktober 2022 an,
Corona 2.0 erwischt mich so richtig, Long Covid lässt grüßen. Ich habe mich nicht wirklich erholt, da war doch die Reha nach der ersten Infektion so gut, und dann das.
Ich hatte Gliederschmerzen des Todes, weg gingen diese kaum, wurden mal wieder besser mal schlimmer, auch Monate nach der Infektion. Hinzu blieb das Fatigue, Konzentrationsprobleme und und und.
Die Zeit verging, aber es wurde nicht wirklich besser.
Meine Frage war: "Wann, wie, werde ich wieder die Alte? Wann läuft alles wieder normal?"
Im Frühjahr 2023 hatte ich endlich die Zusage für die Reha. Diese sollte im Juni stattfinden.
Aber irgendwie wollte ich nicht nur die Reha als Aufbau, als Ziel haben.
Irgendwie brauchte ich was und da kam, irgendwie der MAMMUT. Ich wusste, dass Sascha mal einen Mammutmarsch gelaufen ist. Irgendwie hatte ich das im Hinterkopf, hab also die entsprechende Folge von seinem Podcast nochmal gehört und dann...
meine Anmeldung fix gemacht.
Ich, 30 Kilometer wandern, am Stück, ok, vielleicht die ein oder andere Pause, aber ansonsten am Stück, morgens irgendwann starten und nachmittags irgendwann ins Ziel kommen.
Allen, denen ich davon erzählt habe, hielten mich für verrückt. Auch Stephan erst, aber dann meldete er sich auch an.
Also hieß es, trotz Long Covid und Pacing, ein wenig trainieren. Das Training begann dann quasi in der Reha so richtig, ich war kaum zu bremsen, was meinen Physios nicht so ganz gefiel. Ok, was machen war ok, aber nicht ständig über die Grenzen hinaus gehen, was mir sehr, sehr schwer viel.
Das mit dem Pacing, das es nicht so gut funktioniert, hat man dann Ende August wieder gesehen: Da hab ich schlapp gemacht, der Kreislauf hat STOP geschrien, der Blutdruck war außer Rand und Band und ich habe vier Tage im Krankenhaus verbracht.
Also alles wieder auf Anfang, Ruhe, Ruhe, Ruhe.
Langsam wieder starten, langsam mehr machen, ein wenig.
Aber so richtig auf die Beine kam ich nicht.
Immer noch Ergotherapie, Physiotherapie und diese Muskelschmerzen.
Ich rockte den Haushalt und sonst relativ wenig. Im Oktober dann der zweite Versuch, mit der Wiedereingliederung zu beginnen, diesmal langsamer. Bis Anfang Februar dann. Aber die Vollzeit Stelle war nicht mehr machbar. Ich reduzierte auf 25 Stunden, baute nach Wiedereingliederung aber erstmal meinen Resturlaub ab. Also hier und da ne Runde mit dem Rad, hier und da was wandern, denn es war Februar und mein Ziel, den Mammutmarsch zu rocken, kam immer näher. Ich stieg ein wenig in die Planung ein.
Wie alle , die mich persönlich kennen, wissen, bin ich so ein klein wenig ein Orgafreak. Ich also zu unseren Unternehmungen angefangen, eine Packliste zu schreiben. Natürlich geschah das am Handy, denn immer wenn ich unterwegs war, konnte ich das hinzufügen, was mir dszu einfiel. Ich glaube, Stephan war ein wenig genervt und meinte: "Ob Sonnencreme oder nicht, entscheide ich einen Tag vorher!" Ja schon, aber wir müssen ja auf jeden Fall welche im Haus haben.
Aber nicht nur das, denn auch Diabetes technisch muß da ja an einiges gedacht werden.
Bei der Trainingswanderung in Untenrüden habe ich zum Beispiel gemerkt, dass es mir im Falle von niedrigen Zuckerwerten nicht gut tut, nur Zucker zu nehmen. Denn von den süßen Sachen bekomme ich nur wahnsinnig Durst. Und Durst = viele Getränke = viel Gewicht = viel Pipi.
Also habe ich zusätzlich zum schnellen Zucker auch Knabbereien eingepackt. Perfekt.
Und dann war er da, der Tag der Tage. Mir ging es echt gut an dem Tag.
Wir machten uns im strömenden Regen auf den Weg.
Gut, dass wir für jedes Wetter das passende dabei hatten.
Und ich muß sagen, nach dem Marsch kann ich sagen, die beste Entscheidung war es das Regencape mitzunehmen, denn das war schnell an und wieder ausgezogen.
Typisch April halt.
Die Stimmung rund um den Start war mega und dann ging los auf die Strecke.
Der Blutzucker war super, nur ein paar Kohlenhydrate mussten unterwegs eingeschmissen werden, aber es hielt sich in Grenzen.
Die Strecke führte von Duisburg nach Oberhausen in die Olga, wo der erste Rastplatz war, gut, dass wir aber genug im Rucksack hatten, denn die einzelnen Stände waren ziemlich voll. Also Rucksack auspacken.
Ich trank auch zwei Tassen Cola ohne zu Pumpen und dann ging es weiter. Mir ging es echt gut.
Mittlerweile hatten wir 20 Kilometer und einige Regenschauer hinter uns. Meine Füße merkte ich wirklich gar nicht.
Was bei rund 24 Kilometer anfing, war der obere Rücken. Ich war von jetzt auf gleich langsamer, rückte meinen Rucksack hin und her und schleppte mich weiter.
Dann wieder ein zu niedriger BZ Wert und Kohlenhydrate bis es zu den letzten Kilometern ging.
Wir waren bei Kilometer 27 und ich war irgendwie wieder fit - ich glaube, das Adrenalin hat gekickt. Kurz vor Schluss war mit Stephan nicht mehr zu reden, er zog nur noch durch, zur Ziellinie, welche wir aber, nach einem Foto, gemeinsam überquerten. Im Ziel angekommen, durchliefen wir jede Menge Stationen - Finisher Armband, Laufbuch, Medaille, Urkunde, Fotos und dann ein Getränk.
Es war ein so wahnsinniger Marsch. Und ich habe mein Ziel erreicht, einen Mammut zu laufen.
Ich weiß gar nicht, wie hoch mein Adrenalinpegel da noch war. Ich war fit. Aber zu Hause angekommen machte ich schlapp, es war Schluß und mein Körper schrie: Steffie, das war zu viel.
So machten wir uns am Tag danach auf in die Sauna,
Ich merkte meinen Körper noch etliche Tage und nahm in der Zeit danach meine Bedarfsmedikation deutlich öfter.
Soll ich euch was sagen?
Für Oktober bin ich schon wieder angemeldet. Dortmund, 30 Kilometer. Aber ob den Marsch mitmachen kann, weiß ich noch nicht, aktuell würde ich es mir nicht zutrauen.